Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ja, vielen Dank Georg. Entschuldigung. Vielen Dank Georg für die tolle, nette Einleitung und
natürlich auch die Einladung. Freue mich sehr, hier zu sein. Und das ist ja schon lustig,
als ihr mich als Kulturgeographen kontaktiert habt, ich gesehen habe, dass ihr eigentlich das,
was wir so in der Diskurslinguistik machen, auch macht und ganz viel mit Sprache was macht und so.
Und das hat mich darin bestärkt, dass Sprache so wichtig und so zentral ist, dass ich als Linguist also den richtigen Beruf ergriffen habe sozusagen.
Aber es ist total schön natürlich, die Bezüge, die es gibt, ähnliche Forschungsinteressen, die es gibt, bis hin zu ähnlichen Methoden,
wo es dann natürlich auch wiederum Differenzen gibt, wie es sein muss.
Ja, ich möchte heute vortragen zu Diagrammspielen, visuelle Linguistik.
Das klingt vielleicht so ein bisschen komisch, was das denn eigentlich soll.
Linguistik ist ja eben der Text, die Sprache und so und was ist jetzt das Visuelle da dran.
Und ich zeige das an einem Beispiel, nämlich von Geokollokationen und da kommt die Geografie wieder mit rein,
also dass ein weiterer Bezugspunkt da ist.
Aber am besten steigen wir einfach ein und damit Sie sehen, worum es mir eigentlich geht.
Visualisierungen sind ein ganz wichtiges Mittel in der Wissenschaft, um verschiedene Dinge zu tun.
Wenn wir uns mit Texten auseinandersetzen, dann lesen wir Texte und manchmal finden wir Dinge, die wir lesen,
irgendwie auffällig bezüglich irgendeiner bestimmten Forschungsfrage.
Wenn wir grammatisch orientiert sind, dann stolpern wir vielleicht über irgendwelche komischen Formulierungen oder Muster.
Wenn wir eher lexikalisch-semantisch interessiert sind, dann fallen uns bestimmte Verwendungen vielleicht auf.
Wenn wir an Diskursen interessiert sind, dann fallen uns bestimmte Argumentationsmuster auf, was auch immer.
Und dieser Blick auf diese Phänomene, den kann man natürlich nicht nur so einnehmen, dass man in Einzeltexten irgendwelche Muster findet,
sondern man kann natürlich, wenn man mit großen Datenmengen arbeitet, solche Muster erkennen,
weil man eben eine große Datenmenge vor sich hat und solche Muster erst dann auftreten, weil man viele Daten sich anguckt
und man Korrelationen sieht und sieht, da wiederholt sich ein Muster und ich nehme das Muster erst wahr, weil ich eben eine große Datenmenge habe.
Und ich denke, das ist so der große Vorteil oder das Neue, was wir haben, wenn wir mit digitalen Daten arbeiten,
dass wir es natürlich sofort mit großen Datenmengen zu tun haben, dass es einfacher geworden ist,
zum Beispiel große Textkorpore aufzubauen, um darin irgendwelche Analysen zu machen.
Wenn ich solche großen Datenmengen habe und damit arbeite, dann habe ich meistens das Problem,
wie ich diese Daten überhaupt überblicken kann und darin Dinge sehen kann.
Deswegen greift man oft zu Mitteln der Visualisierung.
Hier ist eine Visualisierung von Kollokationsnetz, also im Corpus wurde berechnet,
welche Wörter besonders oft zusammen auftreten und das statistisch gesehen signifikant tun,
überzufallig häufig tun und so ergibt sich ein ganzes Netz von typischen Formulierungsmustern.
Die Daten hier sind übrigens aus dem Text- und Bergkorpus, das ist ein Corpus von alpinistischen Texten
übers Bergsteigen, 150 Jahre und Sie sehen hier visualisiert sozusagen die typische Bergsteigergeschichte.
Wie wird typischerweise eine Bergsteigergeschichte erzählt,
wenn man diese 150 Jahre Bergsteigerberichte als Datengrundlage nimmt.
Dahinter stecken statistische Algorithmus, die eben dieses Kollokationsnetz berechnet,
aber die Visualisierung hilft mir, diese Daten überhaupt erst zu interpretieren.
Ein zweites Beispiel aus dem selben Corpus, Sie kennen sicher alle diese Tag-Clouds,
die man überall sieht, Wortwolken, die versuchen irgendwie Inhalt zusammenzufassen.
Man kann sich sehr darüber streiten, wie sinnvoll solche Visualisierungen sind in Form von Wortwolken.
Hier sehen Sie eine spezielle Form, hier ging es nämlich um die Frage,
wenn man jetzt diese 150 Jahre Bergsteigerberichte hat und ich interessiere mich dafür,
ob es Perioden gibt in dieser Zeit, wo bestimmte Lixeme besonders auffällig sind.
Sie können sich vorstellen, in 150 Jahren Bergsteigerberichte, da ändert sich viel im Erzählen übers Bergsteigen,
da kommen neue Techniken dazu, da ändert sich der Stil, wie ich erzähle usw.
und das sollte ich am Wortmaterial ja sehen.
Und da ist zugrunde liegend im Prinzip eine Berechnung,
wo wir gucken, was sind typische Frequenzkurven von Wörtern
Presenters
Dr. Noah Bubenhofer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:57:12 Min
Aufnahmedatum
2014-12-11
Hochgeladen am
2014-12-12 15:40:40
Sprache
de-DE
Im Vortrag plädiere ich für die Forschungsrichtung einer "visuellen Linguistik". Hintergrund sind die semiotischen Grundlagen der Diagrammatik, mit der die Funktionen von Visualisierungen im Forschungsprozess beschrieben werden können. Gerade bei einem korpuslinguistischen Zugang auf Sprachdaten, bei dem große Datenmengen für explorative Analysezwecke aufbereitet werden, sind visuelle Analysemethoden von Vorteil. Am Beispiel von sog. "Geokollokationen", Kollokatoren zu Toponymen, zeige ich einen Anwendungsfall aus diesem Bereich.